Atelierhaus Altes Güteramt

Das Atelierhaus Altes Güteramt im Jungbusch-Hafen beherbergt die Ateliers von 18 Kunstschaffenden internationaler Herkunft verschiedenster zeitgenössischer Genres. Mehrmals im Jahr finden Ausstellungen mit GastkünstlerInnen und weitere Veranstaltungen statt. Damit leistet das Haus einen wichtigen künstlerischen Beitrag zur freien Kunstszene im Südwesten.
haru apa nyx (33)

Performances, Kostüme, Objekte
haru apa nyx arbeitet vorrangig mit Performance, performativen Bildern und Kostüm.
Mitunter experimentiert sie mit autofotografischen Methoden und versucht so, körpereigene
Grenzen zu transportieren und zu entfremden. Die wichtigste Inspiration ist die Anerkennung einer
Natur, die selbst als ritualisierter Kulturort erscheint und somit diese Dichotomie in Frage stellt.
Blüten und ihre Körperlichkeit, lebendiger und fleischlicher Stein.
haru apa nyx (*1996 in Ulm) studierte von 2014 bis 2019 an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Marijke van Warmerdam. Dort erhielt sie 2018 ein Stipendium der Heinrich-Hertz-Gesellschaft. Ein Studium der Klassischen Philologie nährte ihre künstlerische Praxis im Spannungsfeld Muse – Medium. Im Sommer 2023 wirkte sie beim ecosexual walk THE EARTH AS LOVER mit Annie Sprinkle und Beth Stephens auf der BUGA23 und in der Kunsthalle Mannheim mit, sowie erneut 2024 im Lantzscher Skulpturenpark in Düsseldorf. Sie arbeitet seit 6 Jahren in Mannheim.
Zu Gast bei Haru apa nyx:
Eva Weinkötz (34)

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18, 1.OG
68159 Mannheim
ÖPNV:
Bushaltestelle: Güteramt
Portraitfoto: Dennis Wendlinger


Zeichnungen
In ihren Schriften zur Kunst tastet Hélène Cixous schreibend danach „was wir einzufangen [suchen] zwischen den Zeilen, zwischen den Zügen, im Netz, das wir weben und auswerfen und den Stichen mit Stift und Stichel?“ Diese Zwischenräume sind es, denen sich Eva Weinkötz in ihren Zeichnungen zuwendet. In den Wiesenstücken werden nicht die Dinge selbst, die Gräser, Dornen, gefallenen Blüten oder Wurzelstöcke von Rosensträuchern in perlmuttartig schimmernden Pigmenten gefasst, sondern der Hintergrund und die Räume an ihren Rändern. Es findet eine Umkehrung statt, welche die mit Bleistift umrissenen Dinge zurücktreten lässt und das unbestimmbare Licht hervorhebt, das sie in seltenen Momenten umgibt. Auf eine weniger sphärische, vielmehr sinnbildlichere Art nähern sich die Zeichnungen feiner Fischernetze dem Gegenstand des Dazwischen. Die leeren Maschen der zerrissenen Netze verweisen auf einen weißen Raum, eine Leerstelle, die alle Möglichkeiten noch in sich birgt. Mit Muschelsilber koloriert, changieren die Linien zwischen silbrigem Licht und mattem Dunkel und streichen so noch einmal mehr die Ambiguität des Netzes heraus.

Barbara Hindahl (35)


Zeichnung und Raumzeichnung
Ich untersuche zeichnerisch Blätter mit Bildern und Texten, Notizen, Zettel mit schnellen Skizzen. Auf diesen Blättern geht es um den Informationsverlust des Gemeinten: Verblasstes, Verschmiertes, Durchdrucke auf der Rückseite und auf weiteren Blättern sind Fragmente, die den Sinn nur bruchstückhaft wiedergeben. Diese und andere bildnerische Unfälle nehme ich ernst, indem ich sie zeichnerisch unter großem Zeitaufwand kopiere. Fake, Umgebung der Leere, gemeinhin nicht-darstellungswürdige Sujets, aber auch verzogene Raster und Abdrucke missglückter Drucke verweigern bewusst die Regeln kontingenter Erzähltopoi.
Oft fühlt sich der betrachtende Geist durch die fehlerhafte Wiedergabe provoziert, den ursprünglichen Text, das ursprüngliche Bild wiederherstellen zu wollen. Die Rückseite der positiven Konnotationen von Bildwelten, Leerräume als Bildräume der Freiheit. Dazu, „das Bild" neu zu erzählen, zu sehen, zu imaginieren und real wahrzunehmen, oder auch einfach, in das Dargestellte als Solches einzutauchen.

Zu Gast bei Fritzi Haußmann:
Katrin Niklas (36)


Installationen,
skulpturale Druckerzeugnisse
Katrin Nicklas beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Mustern, Strukturen, Farben und dem Verhältnis zwischen Körper, Werkzeug und Produkt. Ausgehend von einem forschenden Interesse an der Umwelt und deren Materialien entstehen raumgreifende Installationen mit skulpturalen Drucken, in denen Formen und Muster iterativ untersucht werden. Wiederholte Handlungen führen zu einem tieferen Verständnis der zugrunde liegenden Strukturen – nicht als exakte Kopien, sondern als Annäherung an eine universelle Formensprache. Dabei prägt die Haptik des Materials die entstehenden Formen wesentlich mit. Die für diese Druckprozesse erschaffenen Werkzeuge stehen gemeinsam mit den skulpturalen Druckerzeugnissen im Zentrum und reflektieren zugleich den künstlerischen Schaffensprozess selbst.

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18, 68159 Mannheim
ÖPNV:
Bus: 62, Haltestelle Gerd-Dehof-Platz
Straßenbahn: 6 - Haltestelle Handelshafen

Fritzi Haußmann (37)


Installative Raumzeichnung, Objekte, Performance
Fritzi Haußmann arbeitet bevorzugt mit Materialien, die aus dem Kreislauf der Materialwirtschaft gefallen sind – charakteristisch sind ihre Werke aus gebrauchten Fahrrad- und LKW-Schläuchen. Hinzu kommen Planen, ausgediente Sicherungsnetze der Ludwigshafener Hochstraße oder luxuriöse Bezugsstoffe. Ihre Installationen entstehen in situ als Reaktion auf die spezifischen Eigenheiten des jeweiligen Ortes. Dabei verwendet Haußmann immer wieder neu verbundene und ergänzte Module, die im Arbeitsprozess eine temporäre Gestalt annehmen. Bei alledem steht die Schönheit der Materialien mit all ihren sinnlichen und technischen Eigenschaften im Vordergrund, und zugleich eröffnen sich stets neue assoziative Ebenen der Betrachtung.
Fritzi Haußmann studierte an der Hochschule Wiesbaden Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt „freie Grafik“ und Freie Kunst an der Kunstakademie Mannheim. Sie ist Preisträgerin des Pfalzpreises für Bildende Kunst/Plastik (2021) und des Holbach Kunstpreises (2025).

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18, 68159 Mannheim
ÖPNV:
Bus: 62, Haltestelle Gerd-Dehof-Platz
Straßenbahn: 6 - Haltestelle Handelshafen

Gaby Peters (38)


Bildhauerei
Laufende Wäschespinnen oder gipsgefüllte Pool-Toys: Der
Fokus meiner interdisziplinär künstlerischen Arbeit liegt häu-
fig auf dem Experiment. Funktionale Diversität, die autarke
Bewegung technisch konstruierter Objekte auch in ihrer
Beziehung zum Menschen und Resilienz sind wiederkehrende
Themen. Es entstehen komplexe, sich einer Norm-Funktiona-
lität verweigernde Maschinen, stoische Objekte, verfremdete
Readymades, Videos sowie Zeichnungen und Collagen.

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18,
68159 Mannheim
ÖPNV:
Bus: 62, Haltestelle Gerd-Dehof-Platz
Straßenbahn: 6 - Haltestelle Handelshafen

Inessa Siebert (39)

Installationen
Inessa Siebert greift gerne auf Vorhandenes zurück. Fundstücke mit Gebrauchsgeschichte, organisches Material und Textilien verschiedener Art kommen in ihrer Arbeit zum Einsatz, werden umgedeutet oder abstrahiert. Traditionelle Handarbeit übersetzt sie in neue Formen, mit analogen fotografischen Techniken nimmt sie eine Gegenposition zur täglichen Bilderflut ein, und in ihren textilen Rauminstallationen ruft sie in Erinnerung, dass die Berührung mit Textilien zu unseren elementaren Erfahrungen gehört.
Die Beobachtung des Menschen als Individuum, seine Geschichte und soziale Interaktion ist Inspiration für ihre Arbeit.
Wie entsteht Identität? Aus welchen Material besteht Erinnerung? Welche Beschaffenheit hat Sprache? Welche Form hat die Zeit?

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18,
68159 Mannheim
ÖPNV:
Bus: 62, Haltestelle Gerd-Dehof-Platz
Straßenbahn: Linie 6, Haltestelle Handelshafen.

Claus Stolz (40)


Fotografie, Promptografie
Von der "analogen Anarchie" des durch Sonneneinstrahlung zerstörten Filmmaterials über die Kammerspiel-Serie bis zu den neuen Promptografien: Ist bei den Sonnenaufnahmen das Bild identisch mit dem Motiv, überraschen die "Lichtbilder" durch die Schönheit des fotografischen Materials und die "Kammerspiele" durch ihre surreale Authentizität. So wird in Stolz’ jüngsten Arbeiten der "Imagine"-Serie die Idee zum Motiv. Die Natur, das Paradies, ein befremdlicher Kosmos – neu gebaut und doch vertraut, obwohl so nie gesehen. Tiere wachsen aus Pflanzen, oder ist es umgekehrt? Symbiose, Mimese, Materie, Mutation. Schönheit gepaart mit Unbehagen.
Licht, Material, Daten, Code und Idee – Fotografie ist für Claus Stolz gleichermaßen Prozess, Transformation und Subversion.

Atelier-Adresse:
Atelierhaus Güterhallenstr. 18
68159 Mannheim
ÖPNV:
Bus: 62, Haltestelle Gerd-Dehof-Platz
Straßenbahn: 6 - Haltestelle Handelshafen
Portraitfoto: Heinrich Dyck

Ümmühan Türk (41)
Bevor etwas zur Form wird,
ist da ein Flirren, ein Erinnern.
Ich arbeite mich durch das Weiche,
durch das Wiederständige,
bis Geschichten auftauchen,
die sonst verschwunden wären.

Yuan Huang (42)


Malerei, Video
Inspiriert von ihrem Alltag erkundet YUAN die Beziehung zwischen Individualität, Geschichte und Erinnerung. In ihrer Malerei arbeitet sie mit Mixed Media – vor allem auf Papier und Leinwand, aber auch auf verschiedenen Textilien. Ihre Werke machen Berührung und das Vergehen der Zeit erfahrbar: Farbe wird aufgetragen, abgekratzt und neu aufgebaut, bis etwas Unerwartetes erscheint – schwebend zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer Zukunft, die sich noch entfaltet. Ihre abstrakten Arbeiten öffnen Zugänge zum Unterbewussten – jenseits alltäglicher Erfahrung. So verbindet sie Persönliches mit Kollektivem. Zuvor war sie auch als Videokünstlerin tätig; ihr Werk The Room wurde 2016 unter anderem bei der Charlottenborg Forårsudstilling in Kopenhagen gezeigt. Aufgewachsen während der Öffnung Chinas, zog sie 2015 nach Deutschland.
YUAN lebt und arbeitet in Heidelberg und Mannheim.
